Auf Wiedersehen Anna Lucia Struck

Nach erfolgreichen 12 Monaten geht Anna Lucia Struck aus der Chorakademie. Wir haben sie noch einmal aufgehalten und ihr ein paar Fragen gestellt.

Hat sich deine Einstellung zum Chorgesang als Beruf während deiner Zeit in der Chorakademie verändert?

Nein, eigentlich nicht. Höchsten noch mehr in die positive Richtung entwickelt. Ich konnte mir schon immer vorstellen in ein professionelles Ensemble oder einen Opernchor zugehen. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass ich aus der Richtung komme und mir das gemeinsame Singen schon immer viel gegeben hat.

Außerdem mag ich die Flexibilität, die hier gefordert wird. Neben tollen konzertanten symphonischen Projekten, hat man immer wieder die Möglichkeit in zeitgenössische Stücke oder Uraufführungen zu schnuppern oder auch interaktive Projekte mit Kindern oder Laiensängern zu gestalten.

 

Wie groß ist für dich der Unterschied zwischen Solo- und Chorgesang?

Na, da ist die Bezeichnung schon sehr ausschlaggebend. Entweder man singt alleine, beweist sich damit auch alleine vor Publikum, entweder konzertant oder auf der Bühne und ansonsten befindet man sich im „Schutz“ des Ensembles. Was für mich absolut nicht den Wert mindert. Es ist einfach Typ-Sache: Woran habe ich mehr Spaß/ Freude? Was steht für mich im Fokus? Und ich finde es wichtig, dass man in der heutigen Zeit offen für alle Möglichkeiten des Gesangs ist und bleibt.

Nicht jeder/m Sänger/in ist es vorbestimmt in ein tolles Ensemble zu kommen, mal abgesehen davon, ob er/sie will oder nicht. Stimmen sind individuell und passen vielleicht gar nicht in ein Ensemble. Auf der anderen Seite ist es für manche keine Option eine solistische Karriere anzustreben, obgleich sie das Zeug dazu hätten oder nicht.

Stimmlich muss man sich im Ensemble natürlich mehr anpassen (oder sagen wir auf den Klang des Ensembles einlassen), als wenn man solistisch seine Arien singt oder einen Liederabend gibt. Dazu ist nicht jede Stimme fähig, das kann technische aber auch stimmklangliche oder persönliche Gründe haben.

 

Was waren deine eindrücklichsten Momente in deiner Zeit in der Chorakademie?

Ich weiß nicht, ob es DEN eindrücklichsten Moment für mich in der Chorakademie gab. Tolle Erlebnisse waren auf jeden Fall die Touren nach Luxemburg oder auch nach Hamburg in die Elbphilharmonie. Grundsätzlich nehme ich einen tollen Einblick in den Arbeitsalltag eines Profi-Chores mit, diese Zeit hat mich schon sehr hinsichtlich meiner musikalischen Orientierung geprägt.

 

Was war deine größte Herausforderung während deiner Zeit in der Chorakademie?

Ich konnte in der Zeit auch feststellen, wo meine Schwächen liegen und woran ich noch arbeiten muss. Blatt-Singen ist auf jeden Fall eine Sparte in der ich mich noch weiterbilden sollte J Aber, es ist mit der Zeit und dadurch, dass man praktisch täglich damit konfrontiert wurde besser geworden.

Was zu Anfang sicherlich auch noch eine „Herausforderung“ war, war die Tatsache, dass ich noch im Bachelor studiert habe und einfach viel zu managen hatte. Im Sommer noch die Aufnahmeprüfungen für den Master gemacht habe, nebenbei den Abschluss und natürlich weiterhin volles Programm im WDR. Ein gewisses Organisationstalent war da schon gefordert.

 

Wo siehst du Verbesserungsmöglichkeiten für die Chorakademie?

Da ich zu dem Prototyp- Chorakademie gehöre, musste natürlich erstmal einiges ausprobiert werden. Aber wirklich viel zu verbessern sehe ich da nicht. Dort wo nach und nach ausgebessert wird/wurde ist das Coaching. Wir haben in der Chorakademie neben der Mitwirkung bei Proben und Konzerten von Projekten, auch die Möglichkeit im Blatt-Singen und Ensemble-Singen gecoacht zu werden. Da gab es das ein oder andere Feedback und dann hat es sich super eingependelt oder es wurde nach einer Lösung gesucht.

Vielleicht gibt es noch einen Punkt: Es gab sowohl zur Eröffnung der Akademie, als auch im Januar 2018 eine Podiumsdiskussion zu einem bestimmten fachspezifischen Thema. Dazu wurden Fachleute, Vorstände, Professoren etc. eingeladen, um eben über das gewählte Thema zu sprechen. Mir fehlte dort grundsätzlich eine jüngere Vertretung, die Studenten selber, die zwangsläufig mit den Disskusionsthemen konfrontiert werden im Studium. Es wäre vielleicht eine Idee, diese Gruppe auch noch zu integrieren. Ansonsten kann ich für meinen Teil sagen, dass ich mich vollwertig aufgenommen und ernst genommen gefühlt habe von dem gesamten WDR-Chor. Es war wirklich eine tolle Zeit so als Küken reinzuschnuppern.

 

Was steht als nächstes auf dem Plan?

Wie schon erwähnt, habe ich im Sommer letzten Jahres meinen Master angefangen. Ich bin gerade noch in den letzten Zügen meinen Bachelor in Gesangspädagogik abzuschließen, den ich auch studiert habe und werde dann noch 1 ½ Jahre an der Hochschule im Master studieren.

Ich hatte das Glück den Praktikumsplatz im MDR zu bekommen und werde voraussichtlich zum Wintersemester 2018/2019 für einige Monate nach Leipzig gehen. Ansonsten habe ich in diesem Halbjahr noch einige Projekte mit dem WDR, aber jetzt als Aushilfe. Ich bleibe den Rundfunkchören also weiterhin treu und freue mich sehr auf alle Möglichkeiten, die noch ausstehen.

 

Das Interview führte Sophie Emilie Beha