Auf Wiedersehen Nicolas Schouler

Nach erfolgreichen 12 Monaten geht Nicolas Schouler aus der Chorakademie. Wir haben ihn noch einmal aufgehalten und ihm ein paar Fragen gestellt.

Hat sich deine Einstellung zum Chorgesang als Beruf während deiner Zeit in der Chorakademie verändert?

Da meine musikalische Ausbildung in einem Knabenchor begann und ich über mein halbes Leben lang schon in verschiedenen Chören und Ensembles singe, hat sich meine Erwartung und meine Einstellung zum Chorgesang als Beruf im Laufe des letzten Jahres eher noch bestätigt. Es ist schon beeindruckend, was die Sängerinnen und Sänger in einem Profichor wie dem WDR Rundfunkchor leisten: tägliche Proben auf hohem Niveau und so gut wie alle zwei Wochen ein komplett neues Programm für das nächste anstehende Konzert.

Wie groß ist für dich der Unterschied zwischen Solo- und Chorgesang?

Für mich ist der Unterschied, wenn man es genau nimmt, gar nicht so groß; schließlich wird ja auch im Chorgesang auf dem Niveau eines professionellen Chores erwartet, ein abgeschlossenes Gesangsstudium als Grundvoraussetzung zu haben.

Es ist viel mehr die Umstellung, dass man nicht einfach singen kann wie man selbst möchte, sondern dass man sich in verschiedenen Punkten anpassen und in den Gesamtklang einordnen kann: sei es in den Bereichen Phrasierung, Dynamik und Vibrato der eigenen Stimme oder letztlich die musikalische Umsetzung der Ansagen des jeweiligen Dirigenten.

Was waren deine eindrücklichsten Momente in deiner Zeit in der Chorakademie?

Sehr in Erinnerung geblieben ist mir das erste Konzert in der Kölner Philharmonie in den Reihen des Rundfunkchores. Es ist schon eine besondere Situation, gemeinsam mit diesen Sängerinnen und Sängern auf der Bühne zu stehen und während eines Konzertes ein Teil des Chores zu sein.

Doch einer der eindrücklichsten Momente in der Zeit in der Chorakademie war natürlich das Konzert in der Elbphilharmonie in Hamburg im vergangenen November. Allein der Konzertsaal dort, die Rundfunkchöre des WDR und NDR gemeinsam als ein Chor, der Knabenchor aus Dortmund, das NDR Elbphilharmonieorchester, all die großartigen Solisten unter der Leitung von Thomas Hengelbrock – das war wirklich schon sehr beeindruckend!

Rückblickend könnte man die Liste der besonderen Momente in dieser Zeit sicher noch um ein vielfaches weiter ausführen.

Was waren deine größte Herausforderung während deiner Zeit in der Chorakademie?

Richtige Herausforderungen gab es zum Glück in dieser Zeit gar nicht. Dafür haben meines Erachtens auch die Sängerinnen und Sänger des Rundfunkchores gesorgt, sodass man sich als Akademist schnell in den Stimmgruppen und im gesamten Chor aufgenommen fühlte. Bei eventuellen Schwierigkeiten, die mit der Chorakademie und dem Singen im Chor zu tun haben, gab es immer die Möglichkeiten, sich an die Ansprechpartner der Chorakademie, aber auch insgesamt an alle Sängerinnen und Sänger des Chores, zu wenden.

Obwohl, eine Herausforderung gab es vielleicht doch: Im Bereich der Neuen Musik kann einem plötzlich bewusst werden, dass man dringend mal ein bisschen Vom-Blatt-Singen üben müsste. Doch es gibt ja zum Glück noch die angebotenen Coachings, die ja ebenfalls zu der Chorakademie gehören und nicht unerwähnt bleiben sollten.

Wo siehst du Verbesserungsmöglichkeiten für die Chorakademie?

Konkrete Verbesserungsmöglichkeiten könnte ich jetzt gar nicht nennen. Alle Ansprechpartner innerhalb der Chorakademie leisten eine tolle Arbeit und nehmen ihre Position und die Verantwortung für die Akademisten wirklich sehr ernst. Das sieht man schon allein daran, dass bei aufkommenden „Schwierigkeiten“ einfach miteinander gesprochen wird und die Verbesserungsmöglichkeiten direkt gesucht werden.

Was steht als Nächstes auf dem Plan?

In der nächsten Zeit konzentriere ich mich auf mein Studium, da im kommenden Jahr mein Masterabschluss ansteht. Was danach kommt, kann man im Laufe des Studiums leider nur bedingt planen; ich bin da sehr offen und neugierig, wo mein Weg mich hinführt.

Doch darf ich mich schon darüber freuen, dass es nach meiner Zeit in der Chorakademie ein Wiedersehen mit den Sängerinnen und Sängern des WDR Rundfunkchores geben wird, da das Vorsingen für die „freie Mitarbeit“ ja erfolgreich war.

Und ich bin jetzt schon sehr gespannt, was dann bei den Projekten auf den Pulten liegen wird!

 

Das Interview führte Sophie Emilie Beha