Peter Eötvös, der Dirigent

Foto: Andrea Felvégi

 

In unserer Interview-Reihe über den Schirmherr der Chorakademie Peter Eötvös beleuchten wir verschiedene Facetten des Komponisten und Dirigenten. Hier spricht er über die politische Lage in Korea und über seine aktuellen Projekte.

Herr Eötvös, Sie waren vor Kurzem in Südkorea auf Tournee.

Ja, ich war gerade für zwei Wochen in Seoul und habe dort zwei Konzerte dirigiert. Das war sehr gut und sehr schön. Ich bin immer gerne in Seoul und fühle mich dort wohl.

Trotz der politischen Lage?

Ganz im Gegenteil, im Moment ist das fantastisch. Zum ersten Mal kommt es zu einem gemeinsamen Gespräch. Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un ist nach China gereist, um mit Südkorea zu sprechen. Auf einmal gibt es eine gemeinsame Ebene, das ist sehr wichtig und sehr gut. Natürlich kann man nicht wissen, wo das hinführt. Politisch gesehen war die koreanische Halbinsel schon immer ein Brennpunkt. Entweder die Chinesen oder die Japaner oder die Russen wollten sie haben. Korea stand immer unter Druck und die Koreaner leben seit Jahrhunderten in dieser Atmosphäre. Jetzt passiert endlich etwas und diese Entspannung tut gut.

„Die koreanische Halbinsel war immer schon ein Brennpunkt“

Neben Südkorea sind Sie ganz schön unterwegs dieses Jahr.

Jetzt im Mai werde ich Béla Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ in Budapest dirigieren. An diesem Abend wird die erste Aufführung genau hundert Jahre alt. Unmittelbar davor wird am gleichen Abend auch mein  Stück  „Senza Sangue“ aufgeführt, das ich extra für „Herzog Blaubarts Burg“ komponiert habe. Danach werde ich noch zwei große Werke von Karlheinz Stockhausen dirigieren. In Luzern und Berlin „Inori“ und in der Elbphilharmonie „Festival“ aus „Donnerstag aus Licht“. Außerdem werde ich zusammen mit den Studenten aus meiner Stiftung nach Paris reisen, wo ich das Ensemble Intercontemporain dirigieren werde.

Und wann sind Sie wieder beim WDR?

Ende Oktober dirigiere ich das WDR Sinfonieorchester. Wir werden Stücke von vier oder fünf japanischen Komponisten in Köln und Essen aufführen.

Das Interview führte Sophie Emilie Beha